Gelebte Diversität - Freiwilligenarbeit am Inselspital

In der Eingangshalle des Anna-Seiler-Hauses herrscht reges Treiben. Patient:innen, Besuchende und Mitarbeitende gehen ihren Weg und mittendrin steht Oskar Luder. Seit seiner Pensionierung engagiert sich der 68-Jährige als freiwilliger Patientenbegleiter am Inselspital.
 

Über vier Jahrzehnte war Oskar Luder als Tierarzt in einer Landpraxis in Säriswil tätig. «Der Job war intensiv – ein 24-Stunden-Dienst», erinnert er sich. Entsprechend gross war die Umstellung nach der Pensionierung. «Ich war es gewohnt, ständig aktiv zu sein. Plötzlich nichts zu tun, war schwierig», erzählt der Pensionär. Die Lösung für die neu gewonnene Zeit fand er in der Freiwilligenarbeit. Über eine Plattform stiess er auf die Möglichkeit, am Inselspital als Patientenbegleiter tätig zu werden. Die Aufgabe, Patient:innen vom Haupteingang des Anna-Seiler-Hauses zu ihren Behandlungsorten zu begleiten, begeisterte ihn. «Es ist ein soziales Engagement, das gleichzeitig meine Neugier auf den modernen Spitalbetrieb stillt», erklärt er zufrieden.
 

«Es ist ein soziales Engagement, das gleichzeitig meine Neugier auf den modernen Spitalbetrieb stillt.»

Wertvolle Erfahrungen als Tierarzt

Die Erfahrungen aus seiner langjährigen Tätigkeit als Tierarzt kann Oskar Luder auch in seine neue Rolle einbringen. «Ich habe gelernt, Situationen schnell zu analysieren und angemessen zu reagieren. Dies hilft mir bei der Einschätzung von kritischen Patientinnen und Patienten und erleichtert die Entscheidung, ob ich eine Person direkt selbst zur Notfallaufnahme begleite oder den internen Notfalldienst anfordern muss.» Auch seine Kommunikationsfähigkeiten aus dem Berufsleben helfen ihm. «Ein Tierarzt beschäftigt sich nicht nur mit Tieren, sondern auch mit den Menschen, den Besitzerinnen und Besitzern. Jeder Mensch ist einzigartig und ich habe gelernt, mich individuell auf mein Gegenüber einzustellen.»


Vielfalt im Spital – eine tägliche Bereicherung

Die Vielfalt der Menschen, mit denen er täglich in Kontakt kommt, macht für Oskar Luder die Arbeit besonders spannend. «Im Spital begegnet man der ganzen Gesellschaft – vom kleinen Jungen bis zur Rentnerin, vom Geflüchteten bis zur Touristin. Diese unterschiedlichen Begegnungen machen die Arbeit hier so interessant. Kein Tag ist wie der andere.» 

Einmal pro Woche ist Oskar Luder jeweils drei Stunden im Anna-Seiler-Haus im Einsatz. Zusätzlich engagiert er sich auf Abruf bei anderen Organisationen. Es ist ihm wichtig, auch im Ruhestand aktiv zu bleiben: «Unsere Erfahrungen sind wertvoll und ich möchte meine weitergeben, solange ich kann.»
 

«Im Spital begegnet man der ganzen Gesellschaft. Das macht die Arbeit hier so interessant.»

Erfahrungsgewinne und Gelassenheit

Die grösste Motivation für seine Aufgabe als Patientenbegleiter sind für Oskar Luder neben der Dankbarkeit der Menschen vor allem die Erfahrungsgewinne, wie er sie nennt. «Als Freiwilliger am Inselspital mache ich sehr viele wertvolle Erfahrungen – schöne wie auch tragische.» Wichtig ist ihm dabei stets, dass er auch für sich selbst etwas aus diesen Momenten mitnimmt. «Manche Patientinnen und Patienten erzählen mir ihre Krankengeschichte und ich frage mich dann, wie ich mich in einer derartigen Situation fühlen würde. Da wird man sehr dankbar, wenn man sich gesund nennen darf!» 

Oskar Luder schätzt zudem die Freiheit, ohne den Druck des Berufsalltags arbeiten zu können. «Früher hat mich der Druck oft belastet – ich dachte noch abends über die Arbeit nach. Die Aufgabe hier kann ich entspannter angehen.» Diese Gelassenheit möchte er auch jüngeren Generationen vermitteln: «Manchmal ist es besser, die Dinge mit Ruhe anzugehen, anstatt sich zu sehr zu stressen. Das hätte mir rückblickend auch gutgetan.»


Freiwilligenarbeit als Beitrag zur Gesellschaft

Oskar Luders Engagement am Inselspital zeigt eindrucksvoll, wie Menschen ihre Erfahrung und ihr Wissen einbringen können. «Es ist für mich selbstverständlich, auch als Pensionär noch etwas für die Gesellschaft zu leisten. Ich kann mir nicht vorstellen, zu Hause zu sitzen oder nur noch zu reisen. Wir haben so viel Erfahrung, die wir weitergeben können, und können auch selbst immer noch etwas dazulernen.» 

Auch die Vielfalt an der Insel Gruppe wird im Gespräch mit Oskar Luder spürbar – nicht nur bei den Patient:innen und Besuchenden, sondern auch bei den Mitarbeitenden. An der Insel Gruppe arbeiten von der FaGe-Lernenden bis zum freiwilligen Patientenbegleiter, von der Köchin bis zum ehemaligen Tierarzt viele unterschiedliche Menschen.