Mir macht es nichts aus, im Hintergrund zu arbeiten
Nadia Biscozzo ist vorausschauende Planerin und operative Brandlöscherin zugleich. Als Assistentin der Professoren Matthias Siepe und Stephan Windecker im Medizinbereich Herz/Gefäss und als Leiterin des Schreibsekretariats ist die gebürtige Italienerin es sich gewohnt, hundert Hüte aufzuhaben und dabei nie den Überblick zu verlieren. Ein Gespräch mit der Allrounderin.
Nadia, wie sieht dein beruflicher Alltag aus?
Einen wirklichen Alltag habe ich nicht. Jeder Tag bringt die verschiedensten Herausforderungen mit sich. Unser Team ist ebenso dynamisch wie der Medizinbereich Herz/Gefäss. Die einzigen Konstanten bilden die Bearbeitung von E-Mail-Anfragen und die Mithilfe bei der Sprechstundenorganisation. Die Assistenz gepaart mit der Führung des Schreibsekretariats ergeben für mich eine gute Mischung.
Welche Eigenschaften muss man in deinem Job mitbringen?
Eine vorausschauende Arbeitsweise, grosse Flexibilität, viel Humor, authentisches Interesse für Neues und eine Portion Ausgeglichenheit. Man sollte auch ein offenes Ohr für andere haben und zwischen den Zeilen lesen können.
Welches Rollenverständnis hast du bei deiner Arbeit?
Als Assistentin der Professoren Siepe und Windecker nehme ich täglich verschiedene Rollen ein, was nicht ausschliesst, dass ich meist intuitiv handle. Ich erwarte von mir eine aufmerksame Arbeitsweise und eine gewisse Contenance im betriebsamen Klinikalltag. Mein Verhalten verändert sich anschliessend durch gewonnene Eindrücke oder gemachte Erfahrungen.
Man merkt, du brennst für deine Arbeit. Was gefällt dir daran vielleicht weniger?
Es gibt nichts, was mir nicht gefällt. Ich bleibe dabei, es ist eine vielseitige und fordernde Stelle, in der ich täglich wachsen kann.
Bestimmt stehst auch du manchmal vor Herausforderungen.
Eine der grössten Herausforderungen besteht darin, selbst in hektischen Situationen Ruhe zu bewahren, die Prioritäten richtig zu setzen und konzentriert zu arbeiten.
Dir obliegt unter anderem die Verantwortung für das Schreibsekretariat. Was kann man sich darunter vorstellen?
Das Schreibsekretariat ist mittlerweile für den gesamten Medizinbereich Herz/Gefäss zuständig. Von meinem zwölfköpfigen Team werden pro Tag 70 bis 100 Berichte angefertigt, die zeitgerecht verarbeitet werden müssen und eine wichtige Visitenkarte nach aussen darstellen. Da das Team aus Menschen verschiedener Generationen besteht, habe ich es mit vielfältigen Charakteren zu tun, was uns nicht daran hindert, als Einheit gut zu funktionieren. Bei uns steht stets die Patientin beziehungsweise der Patient im Zentrum unseres Tuns und Handelns.
Welche Rolle spielt die Chemie zwischen dir und deinen Vorgesetzten?
Eine sehr wichtige. Auf Anhieb zu verstehen, was das Gegenüber meint, kann als Kunst aufgefasst werden. Natürlich entsteht eine solche Beziehung nicht auf Anhieb. Stimmt die Chemie aber nicht, kann möglicherweise nie eine solch kollegiale und verständnisvolle Beziehung aufgebaut werden, wie ich sie mit meinen Vorgesetzten pflege – und schätze.
Du ziehst die Fäden der Klinik im Hintergrund. Wünschst du dir manchmal mehr Rampenlicht?
Mir macht es nichts aus, hauptsächlich im Hintergrund zu arbeiten. Ich bin ein positiver Mensch und erkenne in kleinen Momenten und Situationen die Dankbarkeit und Wertschätzung meiner Mitarbeitenden und Vorgesetzten. Dennoch freue ich mich über offen kommunizierte Anerkennung. Selbst wenn ich einem Patienten bei der Orientierung im Insel-Labyrinth helfe und seine Dankbarkeit spüre, versüsst mir das den Tag.
Das klingt nach einem Job mit hundert Hüten.
(Lacht) Es ist tatsächlich nicht immer einfach. Neben einer vorausschauenden Planung und einer guten Selbstorganisation spielt für mich die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen eine zentrale Rolle. Zudem bin ich mir der Verantwortung für den Kontakt mit den vielen externen Ansprechpartnern bewusst.
Welche Management- und Führungsaufgaben übernimmst du?
Dazu gehören hauptsächlich operative Aufgaben, wie beispielsweise die Führung der Agenden der beiden Professoren. Oder die Abwicklung von anstehenden Aufgaben in meinem Team und im Direktionssekretariat für Kardiologie und Herzchirurgie. Hinsichtlich der Führung übernehme ich Tasks im Bereich Leadership, wie beispielsweise Mitarbeitenden oder Austrittsgespräche sowie die Betreuung von Mitarbeitenden in Konfliktsituationen.
Die Terminfindung: eine Wissenschaft für sich?
Unter uns gesagt: ja. Nach mehrjähriger Berufserfahrung kann ich aber bestätigen, dass die Terminfindung keine «Mission Impossible» ist, sondern eine anspruchsvolle Tätigkeit, die sich gut strukturiert speditiv erledigen lässt.
Wie hat sich dein Berufsbild in den letzten Jahren verändert?
Ein Treiber ist sicher die Digitalisierung. Diese hat in meinem Berufsfeld viele Verbesserungen bewirkt. Zahlreiche Aufgaben einer «typischen Chefarztsekretärin» sind dadurch weggefallen, im Gegenzug sind viele neue schöne Aufgaben dazugekommen. Das klassische Bild der Chefarztsekretärin entspricht nicht mehr dem heutigen Berufsbild. Und das ist gut so. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir als Vorzimmerdrachen angesehen wurden (lacht). Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe und mit dem gebührenden Respekt.