Ein Tag, zwei Berufe
Unser Nachwuchs erweitert den beruflichen Horizont
Könnten Sie sich vorstellen, morgen einen komplett anderen Beruf auszuüben? Eileen Grüring, seit diesem Sommer ausgebildete Medizinproduktetechnologin, und Janic Bähler, Fachmann Hauswirtschaft im ersten Lehrjahr, haben es ausprobiert und für einen Tag die Rollen getauscht.
Nach einem ereignisreichen Tag sitzen Eileen Grüring und Janic Bähler bei einem kühlen Getränk zusammen und lassen die Erlebnisse des Tages Revue passieren. Beide sind sich einig: Der Rollentausch war eine spannende und lehrreiche Erfahrung. Doch könnten sich die beiden vorstellen, den Beruf der anderen Person auszuüben?
Start in einen ereignisreichen Tag
Eileen und Janic beginnen den Tag am Inselspital mit dem Wechsel in die Berufskleidung von Medizinproduktetechnologinnen und -technologen. Nach dem Umkleiden und dem Passieren der Schleuse führt Eileen Janic durch ihren Arbeitsbereich. Dabei fällt Janic sofort das hygienische Umfeld auf: «Die Umgebung fühlt sich sehr sauber an. Das zeigt, wie wichtig Hygiene in diesem Beruf ist. So in etwa habe ich mir das auch vorgestellt.»
Hinter den Kulissen des Spitalbetriebs
Eileen erklärt Janic die verschiedenen Bereiche und Aufgaben ihres Berufs. Besonders beeindruckt ist Janic von der Vielfalt an medizinischen Instrumenten, die gereinigt, desinfiziert und sterilisiert werden. Nach der Einführung wird auch schon tatkräftig angepackt. Eileen führt Janic durch die verschiedenen Schritte des Packens der OP-Instrumente. Sie zeigt ihm, wie die gereinigten und desinfizierten Instrumente kontrolliert, gegebenenfalls geölt und anschliessend für die Sterilisation sowie die weitere Verwendung verpackt und vorbereitet werden. «So wird sichergestellt, dass sämtliche Medizinprodukte in einwandfreier Qualität wiederverwendet werden können», erklärt die Medizinproduktetechnologin. Auch Janic ist aktiv mit dabei. Er überprüft, sortiert und bereitet ein Set für einen dermatologischen Kleineingriff vor.
Ihm gefällt die Arbeit. Er merkt schnell, dass sie eine präzise und sorgfältige Vorgehensweise erfordert und kommentiert lachend: «Ich habe zwei linke Hände, wenn es um filigrane und präzise Arbeiten geht. Das ist vielleicht nicht ideal in diesem Beruf.» Trotzdem interessiert ihn das Tätigkeitsfeld und er betont dessen Wichtigkeit: «Ich finde es toll, dass es Medizinproduktetechnologinnen und -technologen gibt und man eine Ausbildung in diesem Bereich machen kann. Das ist wichtig. Die Arbeit, die hier erledigt wird, wird von aussen kaum wahrgenommen. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass es diesen Beruf gibt, da im Hintergrund gearbeitet wird. Das ist bei uns Fachfrauen und -männern Hauswirtschaft in manchen Bereichen ähnlich. Auch wir agieren oft im Hintergrund und möchten den Patientinnen und Patienten einen möglichst angenehmen Aufenthalt bieten.»
Abwechslungsreicher Nachmittag im Bereich Hauswirtschaft
Kurz vor dem Mittag werden die Rollen, der Beruf und die Berufskleidung gewechselt. Nun führt Janic Eileen in seinen Beruf ein und beginnt mit einem kurzen Rundgang durch die Küche im Restaurant Stella. Pünktlich zur Mittagspause geht es dann an die Arbeit: Janic und Eileen sind an vorderster Front dabei, rund 500 bis 600 Mitarbeitenden, Patientinnen und Patienten und Gästen, die täglich im Restaurant Stella essen, das Mittagsmenü zu servieren. «Etwas stressig, laut und vor allem auch warm wegen der heissen Mahlzeiten », beschreibt Eileen die Aufgabe. Dennoch kann sie verstehen, warum Janic diesen Teil seines Berufes so mag: Man kommt dabei in direkten Kontakt mit Menschen. Janic erklärt: «Der persönliche Kontakt gefällt mir sehr gut – sei es beim Schöpfen des Essens, beim Bedienen der Gäste an der Kasse oder im Austausch mit den Mitarbeitenden bei der Berufskleiderausgabe.»
Nachdem die Gäste das Restaurant zufrieden verlassen haben, um sich wieder an ihre Arbeit zu machen, geht es auch für Eileen und Janic weiter. Janic nimmt Eileen mit in die Wäscherei. Hier zeigt er ihr, wie frisch gewaschene Spitalwäsche wieder am richtigen Ort einsortiert wird. «Ähnlich wie bei mir», meint Eileen. «Auch ich muss darauf achten, dass die Medizinprodukte korrekt in die Sets einsortiert und an den richtigen Ort gebracht werden.»
Das Highlight des Tages folgt direkt im Anschluss: das Fahren mit der Scheuersaugmaschine, die zur Reinigung der Gänge in den Spitälern verwendet wird. Auch für Janic ist es das erste Mal, dass er auf dieser Maschine fährt. Ein Mitarbeiter erklärt ihnen die Bedienung. Anschliessend dürfen beide eine Runde fahren und die Passerelle zwischen dem Anna-Seiler-Haus und dem Julie-von-Jenner-Haus reinigen. Eine Aufgabe, die beiden sichtlich Freude bereitet. «Es macht eine Menge Spass», meint Eileen. Janic fügt hinzu: «Ich freue mich darauf, während meiner Lehre in diesen Bereich zu wechseln und die Bedienung der verschiedenen Maschinen zu lernen.» Er betont jedoch auch, dass dies eine der grössten Herausforderungen sei, da es über 20 verschiedene Reinigungsgeräte gibt, die man richtig bedienen muss.
Reflexion und Zukunftspläne
Nachdem die Passerelle gereinigt ist, neigt sich der ereignisreiche Tag dem Ende zu. Eileen und Janic sitzen nun vor ihrem erfrischenden Getränk und tauschen sich aus. Sie sind sich einig, dass beide Berufe eine Vielzahl an Fähigkeiten erfordern und diverse Herausforderungen sowie überraschende Facetten mit sich bringen. Trotz oder vielleicht genau wegen des interessanten Einblicks in den jeweils anderen Beruf sind sie sicher, dass sie für sich den richtigen Beruf gewählt haben. «Ich geniesse meinen eher ruhigen Arbeitsplatz », hält Eileen fest. Für Janic sind es der persönliche Kontakt mit den Menschen und das vielseitige Aufgabengebiet, die seinen Beruf ausmachen. Die Zukunftspläne der beiden spiegeln ihre Zufriedenheit mit ihrer Berufswahl wider. «Ich möchte nun nach der abgeschlossenen Lehre ein paar Jahre auf dem Beruf arbeiten, dann sehe ich weiter», sagt Eileen. «Und ich schliesse zuerst einmal meine Lehre ab. Danach möchte ich noch die Kochlehre machen, weil mir die Arbeit in der Küche besonders gut gefällt und die Ausbildung eine gute Basis für meine weiteren Berufsziele in der Hotelleriebranche ist», fügt Janic hinzu. Es bleibt spannend zu beobachten, ob sich ihre Wünsche erfüllen und wie die beiden auch innerhalb der Insel Gruppe weiterwachsen werden.