Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: Interview mit Dr. Susanne Eichenberger im EqualVoice Magazin

Lässt sich die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in der hektischen Welt des Spitalwesens fördern? Die Herausforderung ist gross und eine gute Dienstplanung spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Magazin EqualVoice verrät Dr. Susanne Eichenberger, Spitalfachärztin und Dienstplanerin des universitären Notfallzentrums ein paar goldene Regeln.

 

Das Bedürfnis von Arbeitnehmenden nach einer guten Balance zwischen beruflichen Verpflichtungen und persönlichen Interessen steigt kontinuierlich — so auch in der Ärzteschaft. Doch wie lässt sich die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in der hektischen Welt des Spitalwesens fördern?

Eine gelungene Dienstplanung sei für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Spitalalltag wesentlich, erläutert Dr. med. Susanne Eichenberger, Spitalfachärztin und Dienstplanerin des universitären Notfallzentrums des Inselspitals Bern. «Im universitären Notfallzentrum legen wir grossen Wert darauf, den Dienstplan vereinbarkeitsfreundlich zu gestalten.» Die Verlässlichkeit sei hierbei zentral. «Die Mitarbeitenden sollen sich auf ihre festen Freitage verlassen können», so Dr. med. Eichenberger weiter. Neben diesen werden bei der Dienstplanung im universitären Notfallzentrum unter anderem auch individuelle Wünsche für Freitage berücksichtigt. Gemäss Susanne Eichenberger braucht es in einer gelungenen Dienstplanung auch Platz für besondere Anliegen. Sie sucht in solchen Situationen immer im Gespräch nach einer guten Lösung. Die Praxis hat gezeigt, dass durch dieses Vorgehen die Mitarbeitenden auch ihrerseits viel flexibler und entgegenkommender sind. Eine besondere Herausforderung bestehe laut Dr. med. Eichenberger darin, Fairness zu gewährleisten: «Es ist wichtig, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Gleichzeitig müssen wir Planerinnen und Planer aber auch sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden gleich behandelt werden. Besonders zwischen Teil- und Vollzeitmitarbeitenden ist eine ausgewogene Planung erforderlich.» Eine gelungene Dienstplanung bedinge daher ein Geben und Nehmen und funktioniere nur, wenn das ganze Team die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für jede einzelne Person mitträgt.

Die Arbeit im universitären Notfallzentrum ist sehr anspruchsvoll. Die Dienste sind intensiv, die Arbeitsdichte ist hoch und nimmt weiter zu. Daher wird ein besonderes Augenmerk auf ausreichende Ruhezeiten zwischen den Diensten gelegt. «Die Mindestruhezeit darf nur in Ausnahmefällen ausgeschöpft werden. Die Ärztinnen und Ärzte sollen genügend Zeit haben, um abzuschalten und sich zu erholen», so Susanne Eichenberger. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Vereinbarkeit ist Planungssicherheit. Gemäss der Erfahrung von Dr. med. Eichenberger ist es wichtig, den Dienstplan frühzeitig bekannt zu geben. Hier gilt es die Balance zu finden. Wird der Dienstplan zu früh erstellt, muss bei personellen Veränderungen alles wieder umgestellt werden. Für Susanne Eichenberger hat sich der Vorlauf von ungefähr zwei Monaten in der Praxis bewährt.

Eine gelungene Dienstplanung erfordere in der Regel einen höheren Zeitaufwand, hält Dr. med. Eichenberger fest. Dieser lohne sich jedoch: «Wir merken, dass die Ärztinnen und Ärzte zufriedener und gesünder sind, wenn die Planung für sie stimmt.»

 

Artikel im Magazin EqualVocie Juni 2023

Dr. Susanne Eichenberger, Spitalfachärztin und Dienstplanerin des universitären Notfallzentrums