In den vergangenen Wochen publizierten mehrere Forschungsteams Studien zu vermehrt auftretenden Fehlgeburten während der Pandemie.
Aus GB berichten Asma Khalil et al. über die Ergebnisse aus einem Vergleich von 1681 Geburten während der Pandemie mit 1718 Geburten vor der Pandemie an der St. Georges Universität in London. Fehlgeburten traten erheblich häufiger auf in der Pandemie als zuvor (9.31 vs. 2.38 Promille). Keine der Frauen, die einen IUFTerlitten, hatten COVID-19 Symptome, und weder die Autopsien und noch die Plazentenergaben Hinweise auf eine COVID-19-Infektion. Damit kann ein Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion zwar nicht ausgeschlossen werden, aber andere Ursachen müssen näher untersucht werden. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Zahlen mit Vorsicht zu interpretieren sind, da sie aus einem einzigen Zentrum und einer relativ kurzen Beobachtungszeit stammen. Sie vermuten indirekte Effekte der Pandemie, wie etwa das Vermeiden eines Spitalbesuches durch die Schwangeren und ebenso reduzierte Beratungs- und Unterstützungsangebote seitens der Spitäler.
Aus Indien berichten Vimla Kumari et al. ebenfalls von einer markanten Zunahme von Fehlgeburten und weiteren Problemen bei einer gleichzeitig deutlich zurückgehenden Besuchsrate. Sie weisen eindringlich darauf hin, dass die Gesundheitsversorgung von Schwangeren während der Pandemie mit Aufklärung und gezielter Information der gesamten Gesellschaft sichergestellt werden muss. Wenn Spitäler als COVID-19-Herde gelten und werdende Mütter die Angebote nicht mehr wahrnehmen, kann es, gemäss den Autoren, zu massiven Folgeproblemen kommen.
PD Dr. med. Marc Baumann, Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
Für Fachleute: www.update-covid.ch mit Kurzkommentaren zu aktuellen Forschugsresultaten weltweit