Seit Jahren versuchen Forscher herauszufinden, warum immer mehr Kinder an allergischem Asthma erkranken. Eine grosse Rolle scheinen die Menge und die Art der Bakterien in den Atemwegen zu spielen. Kinder, die auf dem Bauernhof aufwuchsen und mehr Bakterien ausgesetzt waren, erkrankten seltener an Asthma. Durch die Keime wurde ihr Immunsystem gestärkt, und sie reagierten auf Pollen oder Hausstaubmilben seltener mit einer Allergie.
Moana Mika vom Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern (ehemals am Universitäts-Kinderspital beider Basel UKBB) und Insa Korten, wissenschaftliche Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Kinderheilkunde des Inselspitals Bern, haben mit Nasenabstrichen von 47 gesunden Kleinkindern herausgefunden, dass sich nach der Geburt verschiedene Bakterien in den Atemwegen niederlassen und sich am Ende des ersten Lebensjahres ein bestimmtes Muster gebildet hat. Am Anfang fanden die Forscherinnen zum Beispiel mehr Bakterien, die eher auf der Haut vorkommen – vermutlich kamen diese durch das Stillen in die Atemwege. Später tauchten stattdessen typische Atemwegs-Bakterien auf, wie Streptococcaceae oder Moraxellaceae. Die Mikrobiota, also die Zusammensetzung der Bakterien, war von Kind zu Kind unterschiedlich, wie ein persönlicher Fingerabdruck.
Zum ersten Mal haben die Forscherinnen gezeigt, wie sich die Mikrobiota über einen längeren Zeitraum ändert. Jetzt können sie die gesunde Mikrobiota mit der von Kindern mit Asthma vergleichen. Das könnte die Grundlage für eine neue Asthmatherapie sein, etwa Inhalationen mit einem «gesunden Bakterien-Cocktail». Dafür wurden die beiden Forscherinnen mit dem renommierten Pfizer-Forschungspreis 2016 ausgezeichnet, der dieses Jahr an drei wissenschaftliche Arbeiten und sechs Autorinnen und Autoren vergeben wird.
Link zur Originalstudie: Dynamics of the nasal microbiota in infancy: A prospective cohort study. Moana Mika, Ines Mack, Insa Korten, Weihong Qi, Suzanne Aebi, Urs Frey, Philipp Latzin, Markus Hilty. J Allergy Clin Immunol 2015; 153: 905 – 912.
Link zum Pfizer-Forschungspreis
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