Das Gesundheitssystem ist mit der demographischen Entwicklung und einer Zunahme von Menschen mit chronischen Erkrankungen konfrontiert. Daher gewinnt neben der Krankheitsbehandlung die Gesundheitsförderung und -erhaltung an Bedeutung, und mit ihr die Rehabilitation. Unter Rehabilitation versteht man in der Medizin die Wiederherstellung der physischen und psychischen Fähigkeiten von Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen, einem Trauma oder einer Operation. Als Sekundärziel soll eine Wiedereingliederung in das Sozial- und Arbeitsleben erreicht werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Rehabilitation als eine prioritäre Gesundheitsstrategie des 21. Jahrhunderts bezeichnet, die der gesamten Bevölkerung in allen Phasen des Lebens zur Verfügung stehen sollte. Ein wesentlicher und fachübergreifender Schwerpunkt rehabilitativer Massnahmen ist die gesundheitsfördernde körperliche Aktivität. Daraus leiten sich starke Synergien zwischen Rehabilitation und Sport- und Bewegungsmedizin ab.
Plattform für Innovationen
«Der gesellschaftlich relevante Fachbereich Rehabilitation wird nun an der Universität Bern und am Inselspital in Forschung und Lehre verankert», sagt Christian Leumann, Rektor der Universität Bern. Die Stiftungsprofessur ist interdisziplinär und interprofessionell ausgerichtet und soll die Zusammenarbeit zwischen Zentren und Instituten der Universität Bern, Universitätskliniken des Inselspitals, dem Schweizerischen Institut für Translationale Medizin und Unternehmertum sitem-insel sowie externen Partnern wie der Berner Fachhochschule stärken. Zudem wird mit der Stiftungsprofessur der Medizinbereich Rehabilitation und Sportmedizin der Insel Gruppe akademisch an die Universität Bern angebunden. «Die Professur fördert die Akademisierung des Medizinbereichs am Inselspital und dient mit fachübergreifender Forschung und Vernetzung am Medizinalstandort Bern als Plattform für Innovationen», so Leumann. So soll unter anderem der Einsatz digitaler Technologien getestet und implementiert werden, etwa für die Telerehabilitation.
Ausbau des Rehablitationsangebots
Die Stiftungsprofessur wird mit Unterstützung der Stiftung für medizinische Weiterbehandlung, Rehabilitation und Prävention BRH und der UniBE Foundation als ausserordentliche Professur errichtet, ist auf 15 Jahre ausgelegt und mit 7.75 Millionen Franken dotiert. Sie wird im Medizinbereich Rehabilitation und Sportmedizin der Insel Gruppe angesiedelt. Dieser setzt sich nicht aus Universitätskliniken zusammen, sondern ist ein Schwerpunkt, der sich aus verschiedenen rehabilitativen Angeboten medizinischer Fachbereiche zusammensetzt, wie der Kardiologie, Onkologie, Orthopädie oder Pneumologie. Zum Bereich gehören auch Rehabilitationsangebote des Berner Reha Zentrums Heiligenschwendi und eine interdisziplinäre Rehabilitationsabteilung, welche seit Januar 2024 auf dem Insel Campus verortet ist. «Die Insel Gruppe ist der grösste Rehabilitationsanbieter im Kanton Bern und in der Region Bern-Mittelland», sagt Urs Peter Mosimann, Direktor Medizin der Insel Gruppe. «Mit der Stiftungsprofessur im Medizinbereich Rehabilitation und Sportmedizin können wir ein breites Spektrum chronischer Erkrankungen und eine grosse Anzahl von Patientinnen und Patienten adressieren.»
Hochspezialisierter Bereich
Die Stiftung für medizinische Weiterbehandlung, Rehabilitation und Prävention BRH unterstützt und fördert Massnahmen zur medizinischen Weiterbehandlung, Rehabilitation und Prävention eingeschränkter, kranker und rekonvaleszenter Menschen. «Wir möchten die bestehende klinische Forschung und universitäre Lehre zu interdisziplinärer Rehabilitation zu einem hochspezialisierten Bereich weiterentwickeln», sagt Markus Meyer, Stiftungsratspräsident der Stiftung BRH. «Die Stiftungsprofessur erhöht die Visibilität und Attraktivität der interdisziplinären Rehabilitation auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene und liefert wertvolle Impulse für die klinische Dienstleistung und Versorgungsqualität in Bern.»
«Die Forschung, Lehre und auch Weiterbildung im Bereich der Rehabilitation und Sportmedizin sprechen Fachpersonen aus der Medizin, Sportwissenschaft, Physiotherapie, Psychologie und Pflege gleichermassen an», sagt Claudio Bassetti, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Bern. «Mit der Stiftungsprofessur könnten Ergebnisse aus Studien schneller in die Praxis umgesetzt werden, und der klinische und akademische Nachwuchs gefördert werden», so Bassetti weiter. Unter anderem biete sich dadurch eine Chance, den Anteil der aktuell noch unterrepräsentierten weiblichen Forschenden auszubauen.
Die Stiftungsprofessur wird national und international ausgeschrieben. Die Besetzung ist für Frühjahr 2025 geplant.