Ventrikuläre Tachykardien sind Herzrhythmusstörungen der Herzkammern, bei denen unvermittelt ein sehr schneller, regelmässiger Puls auftritt. Die Behandlung umfasst heute medikamentöse Therapien, die Katheter-Ablation der problematischen Stellen in den Herzmuskeln oder die Implantation eines «Implantable Cardioverter Defibrillators» (ICD), der als lebensrettende Massnahme mit einem Elektroschock die Rhythmusstörung beenden kann.
Bei 30 bis 50% der Patientinnen und Patienten bleiben die Symptome nach einer Katheter-Ablation weiterbestehen. Das Konsortium STOPSTORM hat zum Ziel, für diese Gruppe die Behandlungsoption einer Ablation mittels Strahlentherapie zu untersuchen. Zwar wird die Methode bereits in verschiedenen Zentren angewendet. Jedoch fehlt bis anhin eine grössere Datenbasis zur Validierung der Methode.
Kick-off Workshop des Konsortiums am 15. und 16. Juni
Das Projekt ist am 1. Mai offiziell gestartet worden. In den letzten beiden Tagen haben sich alle Partner des STOPSTORM-Konsortiums virtuell getroffen. Die Details zum Projektstart wurden besprochen. Geleitet und koordiniert wurde der Startworkshop vom «University Medical Center Utrecht» (UMC Utrecht). Für das Inselspital, Universitätsspital Bern sind die beiden Universitätskliniken für Kardiologie und für Radio-Onkologie am Projekt beteiligt. Der Kardiologe Prof. Dr. med. Tobias Reichlin ist zuversichtlich: «Die sehr breite Verankerung des Konsortiums in Europa gibt Anlass zur Hoffnung, dass der hohe Anteil von Patientinnen und Patienten für die wir heute keine nachhaltig wirksamen Behandlungen anbieten können, künftig deutlich gesenkt werden kann.» Dem pflichtet PD Dr. med. Olgun Elicin aus der Sicht des Radio-Onkologen bei und hält fest: «Wir gehen davon aus, dass das Potenzial einer Strahlenablation vorhanden, vielleicht beträchtlich ist. Die Resultate von STOPSTORM werden wichtige Fragen klären helfen.»
Europäische Validierungskohorte für Strahlentherapie bei Ventrikulärer Tachykardie
Der Strahlenonkologe Joost Verhoeff leitet das Projekt an der UMC Utrecht. Er sagt: «Seit 2014 wird diese Behandlung bereits von mehreren Institutionen angeboten. Leider wurden bisher die Auswirkungen nicht überall systematisch überwacht. Das Konsortium wird eine grosse Validierungskohorte aufbauen und uns so einen vertieften Einblick in die Ergebnisse ermöglichen.»
Das Projekt STOPSTORM wird von der EU im Rahmen der Forschungsförderung «Horizon 2020» unterstützt. In der Schweiz sind neben dem Inselspital, Universitätsspital Bern auch das CHUV, Lausanne und das Universitätsspital Zürich beteiligt. Prof. Dr. med. Thomas Geiser, Direktor Lehre und Forschung der Insel Gruppe betont: «Projekte wie STOPSTORM, die auf der Basis einer Kooperation von europäischen Forschungszentren grosse, länderübergreifende Probleme angehen sind für ein Schweizer Universitätsspital von grösster Bedeutung. Eine Validierungskohorte, wie STOPSTORM sie derzeit aufbaut, übersteigt die finanziellen und materiellen Möglichkeiten nationaler Akteure. Es ist zu hoffen, dass sich Schweizer Forschungsträger weiterhin an Europäischen Netzwerken und Finanzierungsquellen beteiligen können.»
Experten:
- PD Dr. Olgun Elicin, Oberarzt, Universitätsklinik für Radio-Onkologie, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern
- Prof. Dr. med. Tobias Reichlin, Stv. Chefarzt, Leiter Rhythmologie und kardiale Elektrophysiologie, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern
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